Ein Großteil von Live-Streams und Corporate Events zeigt talking heads – also gesprochenen Inhalt. Das ist im TV genauso, nur wird der Inhalt hier besser verpackt. Im Fernsehen wird von Natur aus höherer Wert auf die Verbindung von redaktioneller Arbeit mit der Verpackung und ihrer Inszenierung gelegt.

Auch nach über zwei Jahren Pandemie-Streaming werden noch (zu) oft die gleichen fundamentalen Fehler gemacht. Hier 5 Tipps für hybride Events:

1. Set-Design

Binden Sie Profis der Bildsprache in die Konzeptionsphase mit ein. Bei der Planung von bespielten Flächen, Kulissen und deren Gestaltung ergeben sich oft schon die ersten Fehler. Klassiker hierbei ist die fehlende Deckung. Noch immer werden viele Kulissen ganz gerade angelegt, ohne die an den Seiten dafür zu sorgen, dass seitliche Kameraschüsse auch Deckung haben. Allgemein sollte schon in der Planung mehr vom „Studio“ als der „Bühne“ gesprochen werden. Das hilft dabei, sich die neuen Anforderungen immer wieder bewusst zu machen.

2. Kameras

Oft wird, klassisch wie aus dem Event bekannt, mit statischen Kameras – hin und wieder noch auf Rollspinnen – gearbeitet.  Damit wird von vornherein ein Großteil der Bildgestaltung verdorben. Bildgestaltung lebt von Perspektiven, Bildgrößen, Komposition aus Achsen und Bewegung. Das ist nur mit dem passenden Equipment möglich, welches Positionsänderungen, Variation der Höhe und sanfte Bewegungen zulässt. Dazu sollte man auch nicht glauben, dass hier keine Erfahrung in der Arbeit eines Kameraverbundes nötig sei. In jedem Fall sollte hier qualifiziertes Personal eingesetzt werden. Das Gespür für die Situation und das Handwerkszeug „saubere“ Bilder zu gestalten, bringt nur langjährige Erfahrung. Das betrifft übrigens auch die Bildtechnik, wo Farben und technische Qualität der Bilder kontrolliert und eingestellt werden.

Auch bei den Kameras lohnt es sich in der Konzeption einen Experten einzubinden. Schließlich transportieren die Kameras das Geschehen zu den Zuschauern.

3. Bildschnitt

Erzähltempo, Bildfolgen und Kompositionen, Bilder und deren Inhalte. All das hat maßgeblichen Einfluss auf Ihre Zuschauer. Wie wird der Inhalt aufgenommen und wie wird er empfunden? Welche Atmosphäre und welche Emotionen werden transportiert und welche gehen auf dem digitalen Übertragungsweg möglicherweise verloren? Hierbei ist es entscheidend die Bildkomposition an einem Gerät – einem Videomischer – zu erstellen. Zu oft wird noch ein Grafikmischer involviert oder das Sendebild gar in mehreren Geräten in Reihe gestaltet. Dadurch entstehen die meisten Montagefehler, der Schnitt verliert an Dynamik, Timing und Komposition leiden. Nur am Videomischer liegen alle Quellen, dazu zählen auch Kompositionen in Mischebenen, gleichwertig und synchron an. Erst dadurch ist es möglich ein einheitlicher Bildeindruck im richtigen Timing zu schaffen. Und genau das ist nötig, wenn wir Zuschauer mit in das Programm hineinnehmen wollen. Ich empfehle also dringend einen ausreichend dimensionierten Videomischer und einen fähigen Bildmischer. Das ist im TV übrigens schon seit Jahren der unangefochtene Workflow – weil er das gewünschte Ergebnis sicherstellen kann.

4. Ton & Licht

Klassisches Bühnenlicht ist bei Live-Streams nicht mehr gefragt. Elementar ist es jetzt die Personen plastisch und dreidimensional erscheinen zu lassen, Spielbereiche und Setbau müssen richtig in Szene gesetzt und voneinander differenziert sein. Allgemein muss das Licht gut auf die Kameras und im Set vorhandenen Monitore und LED-Wände abgestimmt sein – wollen wir doch eine Gesamtwirkung erschaffen. Dasselbe gilt für den Ton, der unweigerlich mit der Bildebene verwoben ist. Atmomikrofone helfen dabei „Ton-Lücken“ zu vermeiden und einen Eindruck des Raumes zu transportieren. Ein gern gemachter Fehler ist, den Ton-Ingenieur hier in unmittelbarer Setnähe – quasi im Studio – zu positionieren.  Ein abgeschlossener Raum für die Tonmischung sollte verständlicherweise verwendet werden. Nur so kann wirklich beurteilt werden was der Zuschauer übertragen bekommt.

5. Atmosphäre

Die Atmosphäre einer Produktion überträgt sich ins Bild. Immer! Neben diversen technischen Gründen sollte die Regie auch deshalb abgetrennt vom Set gebaut werden. Hektik und Unruhe (egal ob begründet oder nur subjektiv so empfunden) überträgt sich nämlich schnell auf die Akteure. Generell ist es ratsam die Produktion einem erfahrenen Regie- und Studioteam anzuvertrauen. Das schafft bei unsicheren Beteiligten und auch den Profis am Set Ruhe und Sicherheit. Auch bezüglich Fragen wie mit den Kameras umzugehen ist oder wie Auftritte inszeniert werden, können oft von Seiten der Regie schnell und sicher beantwortet werden.